Warum der AWO Bezirksverband sich für das Modellprojekt einsetzt
Der inklusive Bildungsanspruch, Ganztagsangebote und die Förderung gesundheits- und bildungsbezogener Chancengleichheit aller Kinder und Jugendlicher stellt die Schulen zunehmend vor neue Herausforderungen.
Studien belegen klar einen Zusammenhang zwischen Gesundheits- und Bildungserfolg (vgl. Dadaczynski 2012, Stand der Forschung zum Zusammenhang von Gesundheit und Bildung). Demnach lernen Mädchen und Jungen am besten, wenn auch ihren Gesundheitsbedürfnissen adäquat Rechnung getragen wird. Zugleich wirkt sich auch die finanzielle Situation der Familien auf die Kinder aus. Gesundheit und Bildung hängen in komplexer Weise mit dem Thema Armut zusammen. Alle drei Faktoren beeinflussen maßgeblich den Lebensweg unserer Kinder. Diesen Zusammenhang belegen auch Forschungsbefunde (vgl. AWO-ISS-Kinderarmutsstudie).
In vielen Staaten weltweit gibt es Gesundheitspersonal an Schulen. Die Aufgaben dieser Fachkräfte sind vielfältig: Sie wirken an der Gesundheitsförderung und Entwicklung einer gesunden Schule mit, beraten Schülerschaft, Eltern und Schulpersonal, haben gesundheitliche Probleme einzelner Mädchen und Jungen im Blick und vermitteln Hilfen an Fachkräfte außerhalb der Schule. Sie erleichtern Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten durch Beratung und eventuell erforderlicher gesundheitlicher Versorgung den Besuch einer Regelschule.
In Deutschland hingegen sind Schulen für eine angemessene gesundheitliche Versorgung häufig nur unzureichend ausgestattet. So gibt es dort bislang eben kein gesundheitliches Fachpersonal, das darüber befindet, ob ein Kind nach einem Unfall oder bei Unwohlsein nach Hause geschickt wird oder ein Notarzt gerufen werden muss. Lehrkräfte und anderes Schulpersonal übernehmen zunehmend mehr fachfremde Aufgaben im Gesundheitsbereich. Schulgesundheitsfachkräfte ergänzen die multiprofessionellen Teams an den Schulen um den Bereich Gesundheit.
In Brandenburg setzt die Landesregierung seit Jahren einen Schwerpunkt im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung, wie z.B. das Bündnis „Gesund Aufwachsen in Brandenburg“. Die im Bündnis vertretenen Akteure setzen dafür ein, dass das Modellprojekt für den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften im Land an allgemeinbildenden Schulen umgesetzt wird.
Lehrkräfte an Grund- und weiterführenden Schulen, die Gesundheitsämter, die Kommunen, die Schulträger und das Schulamt, aber auch Kinderärztinnen und -ärzte sehen in ihrer täglichen Arbeit den Bedarf und wünschen sich eine derartige Unterstützung, wie sie in anderen Staaten Europas und weltweit teilweise schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts Tradition ist. Darüber hinaus fordern auch andere Akteure der bundesweiten Bildungs-und Gesundheitslandschaft seit Jahren den Aufbau einer Schulgesundheitsfürsorge in Deutschland (z.B. der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe und die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin).
Der von Gesundheits- und Bildungsexperten erarbeitete „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ empfiehlt die Einführung von Schulgesundheitsfachkräften an allen Schulen. Das Projekt macht Schule: So haben sich weitere Bundesländer wie Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachen und Nordrhein-Westfalen auf den Weg gemacht und eigene Projekte gestartet oder bereiten diese vor.