FAQ zum Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte“ in Brandenburg
Welche Aufgaben haben die Schulgesundheitsfachkräfte?
Die Schulgesundheitsfachkräfte übernehmen an den Modellschulen u.a. folgende Aufgaben:
- gesundheitliche Erstversorgung der Schüler*innen mit dem Schwerpunkt der Erstversorgung
- Gesundheitsförderung und Prävention
- Früherkennung
- Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen/Behinderungen beziehungsweise nach längerer krankheitsbedingter Abwesenheit
- Ansprech- und Vertrauensperson für Schülerinnen und Schüler mit gesundheitlichen Problemen
- Netzwerkarbeit mit anderen Professionen und Institutionen
Gab oder gibt es so ein Projekt schon mal in Deutschland?
In dieser Form nicht. Zwar existierte für wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) ein entsprechendes Projekt, das dann aber in der Weimarer Republik wieder eingestellt wurde. In Deutschland haben einige internationale und Europa-Schulen, Waldorf-Schulen oder die Schulen der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein Schulgesundheitsfachkräfte.
Das Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte wird seit Anfang 2017 in Brandenburg und in Hessen in der Praxisphase erprobt. Außerdem starteten Modellprojekte in mehreren anderen Bundesländern oder sind in Planung, unter anderem in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Im November 2017 hat sich ein “Netzwerk Schulgesundheitspflege“ gegründet, an dem neben dem Modellprojekt in Brandenburg und Hessen Schulgesundheitsfachkräfte von Privatschulen teilnehmen. Bundesweit wurde 2018 der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften in die Empfehlungen des Strategiepapieres zum Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NOK) aufgenommen. Die Projektphase IV des Modellprojektes läuft bis Ende 2020.
In welchen europäischen Ländern gibt es schon Schulgesundheitsfachkräfte?
In den meisten europäischen Ländern, etwa in Polen, den skandinavischen Ländern oder auch inSpanien und Großbritannien gibt es Schulgesundheitsfachkräfte. In den USA existiert eine „National Association of School Nurses“. Dort gibt es teils schon seit Jahrzehnten „Schulkrankenschwestern“ oder „School Nurses“, die sich direkt und niederschwellig um die gesundheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen kümmern.
Sowohl Eltern, Lehrkräfte als auch Kinderärzte sowie die Schüler*innen in den Modellregionen sehen in ihrer täglichen Arbeit den Bedarf an professionellem Gesundheitspersonal im Schulalltag. Dies hat sich auch im bisherigen Verlauf des Modellprojektes bestätigt.
Warum wurde die Laufzeit des Modellprojektes verlängert?
Die Evaluation in der zweijährigen Projektphase III (2016 bis 2018) gab eindeutige Hinweise darauf, dass der Bedarf an gesundheitlicher Versorgung im Setting Schule sehr hoch ist und der Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte die gesundheitliche Versorgung in der Schule verbessert. Schulgesundheitsfachkräfte erhöhen das Wohlbefinden und die Sicherheit in der Schule in Bezug auf gesundheitliche Belange. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die Projektlauzeit zu kurz ist, um Effekte des Einsatzes von Schulgesundheitsfachkräften umfassend valide messen zu können.
Die Projektpartner entschieden daher, eine Projektphase IV (2019 bis 2020) anzuschließen und umfassend zu evaluieren. in welchem Maß durch den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften die Gesundheit der Kinder verbessert und die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen erhöht werden können. Zudem soll geklärt werden, ob und wie ein Regelbetrieb an den Schulen möglich ist und welchen ökonomischen Nutzen die Tätigkeit der SGFK haben kann. Nach Ende der Projektphase IV wurde eine nochmalige Verlängerung um eine Jahr bis Ende 2021 beschlossen. Im Anschluss daran beendete die brandenburgische Landesregierung das Projekt.
Wie wird die Qualifizierung der Schulgesundheitsfachkräfte ablaufen?
Auch die neuen Schulgesundheitsfachkräfte werden auf Grundlage des in der dritten Projektphase evaluierten und überarbeiteten Curriculums weitergebildet und erhalten anschließend ein Zertifikat. Zum Teil erfolgt die Weiterbildung über E-Learning vor Ort.
Warum wird der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an öffentlichen Schulen erprobt?
Kinder und Jugendliche haben ein Anrecht auf Bildung und Gesundheit. Alle Kinder haben die gleichen Chancen verdient. Vor diesem Hintergrund liegt dem Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte der durch Studien vielfach belegte Gedanke zugrunde, dass es einen Zusammenhang zwischen dem gesunden Aufwachsen von Kindern und ihrem Bildungserfolg gibt. So schmälern etwa Kinderarmut und damit verbundene ungesunde Ernährung die Chancen auf eine gute Bildung. Um diese gute Bildung für alle Kinder möglich zu machen, braucht es neue und attraktive Ansätze in der Schule und im Berufsfeld Pflege durch die Einführung von Schulgesundheitsfachkräften. Da sich Heranwachsende zunehmend länger an Schulen aufhalten und in dieser Zeit in Deutschland kaum eine gesundheitliche Betreuung stattfindet, übernimmt die Schulgesundheitsfachkraft hier eine wichtige Aufgabe, die in dieser Art auch nicht von den Lehrern und Lehrerinnen geleistet werden kann.
Welche Voraussetzungen gibt es, um Schulgesundheitsfachkraft zu werden?
Wichtigste Voraussetzung für eine Anstellung ist, dass die zukünftigen Schulgesundheitsfachkräfte examinierte Gesundheits- und Kinder-/Krankenpflegekräfte sind.
Wie geht es nach dem Ende des Modellprojektes weiter?
Die Erfahrungen und Ergebnisse der Evaluationen aus der dritten und vierten Projektphase liegen jetzt vor. Sie wurden im Rahmen eines Online-Symposiums im Juni 2021 vorgestellt. Im Land Brandenburg ist noch unklar, ob und wie eine Verstetigung und Finanzierung des Einsatzes der Schulgesundheitsfachkräfte möglich ist. Hessen hat bereits zehn Schulgesundheitsfachkräfte unbefristet eingestellt. Viele weitere Bundesländer haben zudem eigene Projekt gestartet oder bereiten diese vor.